In Kooperation mit dem Hochschulnetzwerk „Bildung durch Verantwortung“ lädt das Projekt „Mensch in Bewegung“ an der KU derzeit zur Gesprächsreihe „Wissen in Bewegung“ ein. In der jüngsten Runde dieses Dialogforums hat Dr. Thomas Röbke, Geschäftsführer des Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement Bayern (LBE) und seit 2016 Vorsitzender des Sprecherrates des Bundesnetzwerks, darüber gesprochen, wie Hochschulen und Zivilgesellschaft zusammenwirken können, um eine zukunftsfähige und lebenswerte Gesellschaft zu gestalten.

Konkrete Potenziale für eine künftige Zusammenarbeit von Hochschulen und Zivilgesellschaft erläuterte Thomas Röbke anhand eines Mehrgenerationen-Hauses: Aus Architektur, Ingenieurwesen oder Sozialwissenschaft sei ein vielfältiges Wissen verfügbar. Allerdings genüge dies nicht, so Röbke, um zu tragfähigen Ergebnissen in der Praxis zu kommen. Es brauche eine stärkere Vernetzung der Fachdiskurse und eine „existenzielle Befassung“ mit dem verfügbaren Wissen, um dieses praktisch nutzbar zu machen. Auch müsse Erfahrungswissen stärker eingebunden werden: „Das Wissen, das die Praxis generiert, wird von der Wissenschaft noch viel zu wenig in seiner Werthaftigkeit wahrgenommen.“ So genannte Reallabore, in denen Forschende und Praxispartner zusammenarbeiten, könnten eine „gemeinsame Baustelle“ sein, um die verschiedenen Wissensformen zu verschränken.

Röbke betonte im Gespräch auch, welche Bedeutung der Zivilgesellschaft zukomme: In der Bundesrepublik habe sich – trotz teilweise gegenläufiger Tendenzen – über Jahrzehnte eine stabile demokratische Öffentlichkeit entwickelt. In anderen europäischen Ländern dagegen würden öffentliche Räume aktuell auch verstärkt beschnitten. Gerade in Krisen zeige sich die Bedeutung der zivilgesellschaftlichen Solidarität besonders deutlich: „Nicht nur während der Corona-Pandemie, auch während der Flutkatastrophe oder der Flüchtlingssituation haben wir gesehen, was bürgerschaftliches Engagement leistet. Das ist bei den Entscheidungsträgern angekommen. Deshalb sprechen wir heute über Engagement-Politik.“ Angesichts der aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens stellte er aber auch heraus: „Auch jetzt muss man über die Maßnahmen der Bundesregierung diskutieren können. Die Grundrechte und der zivilgesellschaftliche Diskurs dürfen in Zeiten einer Pandemie nicht ausgesetzt sein.“

Thomas Röbke studierte in den 1970er Jahren Politische Wissenschaften, Soziologie und Neuere Geschichte in Nürnberg. Seine eigene Biographie beschrieb er im Gespräch als spannungsvoll. So habe sich seine Tätigkeit stets zwischen den Polen gesellschaftliches Engagement und wissenschaftliche Distanzierung bewegt. Zwar habe er zu seiner Studienzeit eine stark politisierte Universität erlebt, geprägt vor allem durch studentische Initiativen. Allerdings habe sich das gesellschaftliche Engagement zu dieser Zeit bereits auf dem Rückzug befunden. Röbke engagierte sich in Folge in der Bewegung „Kultur für alle“, die neue Räume für die Öffentlichkeit forderte, um Kunstwerke für viel mehr Menschen zugänglich zu machen. Seine Doktorarbeit schrieb er über ein selbstverwaltetes Jugendzentrum in Nürnberg, wovon er noch heute sagt, dass ihn die Struktur der Basisdemokratie sehr fasziniert habe. „Ich war immer ein politisch engagierter Mensch – aber gleichzeitig als Wissenschaftler in der Situation, mich zu distanzieren.“

Die Online-Dialogreihe „Wissen in Bewegung“ wird im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ an der KU in Kooperation mit der Arbeitsgruppe „Hochschule der Zukunft“ und dem Steinbeis-Transferzentrum „Innovation and Sustainable Leadership“ (ISL) umgesetzt. Die Reihe dient u.a. zur Vorbereitung der Jahrestagung des Hochschulnetzwerkes „Bildung durch Verantwortung“ im Oktober 2020 an der Evangelischen Akademie Tutzing.

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